Plakat zum Thema Hydrierten Pflanzenölen (HVO)

Plakat zum Thema Hydrierten Pflanzenölen (HVO)

Hydrierte Pflanzenöle (HVO), nur eine Scheinlösung?

In Rheurdt gibt es eine Diskussion darum, ob die Fahrzeuge der Gemeinde künftig mit dem neuen Biodiesel HVO100 betrieben werden sollen. Die FDP hat einen Antrag gestellt, welcher die Gemeinde bittet zu prüfen , ob die Gemeinde ihre dieselbetriebenen Fahrzeuge auf diesen neuen Kraftstoff umstellen könne. Der Antrag wurde am Donnerstagabend im Ausschuss für Gemeindentwicklung, Klimaschutz und Digitalisierung besprochen. Im Folgendem möchten wir erläutern, warum wir uns ausdrücklich dagegen aussprechen.

Zu aller erst ist die Herstellung sehr energieintensiv, dass heißt 65-90 % der eingesetzten Energie geht dabei verloren. HVO100 wird vor allem aus pflanzlichen Abfällen gewonnen, die entstehen, wenn Fette für Lebensmittel hergestellt werden. Die tierischen Fette und\oder auch Pflanzenöle werden mittels einer katalytischen Reaktion mit Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Oft wird bei der Herstellung auch Biomasse benötigt. Für die Umwandlung in eine Tonne Kraftstoff werden ca. 1,23 Tonnen Pflanzenöl genötigt. Altöle und Altfette stehen nur in geringen Mengen zur Verfügung.

Wo sollen die benötigten Mengen Öle produziert werden? Es muss befürchtet werden, dass es zu einer Nutzungskonkurrenz um Flächen für die Nahrungsmittelproduktion kommt. Das Umweltbundesamt geht zudem davon aus, dass Abfälle stofflich sowie auch energetisch anderweitig sinnvoller genutzt werden können. Der Einsatz der Abfallströme in Kraftwerken erscheint sinnvoller, da dort höhere Wirkungsgrade erzielt werden können, als beim Einsatz im Verbrennungsmotor eines Autos. Damit wäre auch eine höhere Treibhausgasminderung zu erzielen. Der Klimanutzen (Nachhaltigkeit durch die Verwendung von Reststoffen) würde nur in den Verkehrssektor verlagert.

Auch der Transport von den Produktionsstätten zu Verbraucher*innen muss berücksichtigt werden. Ebenso der Transport von Altfetten und Altölen zu den Produktionsstätten. Lieferketten zu kürzen ist ein wichtiges Klimaziel. Aus unserer Sicht kann Klimaneutralität nur dann effizient erreicht werden, wenn alles, was leicht elektrifiziert werden kann, auch elektrifiziert wird. Die aktuelle Marktentwicklung zeigt für den Straßenverkehr auch ganz deutlich in diese Richtung.

Peter Gottschlich stellt die beiden Meinungen zu dem neuen Biodiesel und die Entscheidung des Ausschusses in seinem neuen Artikel in der Rheinischen Post gut dar:

Befürworter betonen oft, dass „der Kraftstoff HVO 100 zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, zu 90 Prozent klimaneutral, nicht zu 100, wenn die Energie für die Herstellung berücksichtigt würde. Der synthetische Diesel sei sogar etwas besser als konventioneller, allerdings bei älteren Fahrzeugen nicht immer einsetzbar.

Die FDP betont zudem, dass eine Umstellung sofort die Klimabilanz des Ökodorfes verbessern würde „Gleichzeitig wäre es ein Modellprojekt für umliegende Kommunen”. HVO 100 wäre auch für die heimische Landwirtschaft oder Gewerbetreibende interessant.

Die Gegner bezweifeln diese positive Ökobilanz. Sie sagen, oft werde Palmöl verwendet, um den neuen Treibstoff zu gewinnen, wie beim herkömmlichen Biodiesel. Die Ökobilanz bei Palmöl sei problematisch, weil Regenwald abgeholzt würde, um Plantage mit Ölpalmen anlegen zu können, zum Beispiel in Malaysia.

Ralf Spengel als Fachbereichsleiter und Klimaschutzmanager berichtete, wahrscheinlich nur ein Fahrzeug der fünf Fahrzeuge des Betriebshofes könne mit dem neuen HVO 100 Diesel laufen. Bei den anderen sei dieser Diesel aus technischen Gründen wahrscheinlich nicht einsetzbar.”

Der Ausschuss für Gemeindeentwicklung beschloss deshalb einstimmig, die Verwaltung solle noch einmal alle Argumente prüfen, um bei der nächsten Sitzung Stellung zu nehmen. Dieser tagt am 17 März um 18.30 Uhr im Rathaus. Die Diskussion um den Kraftstoff HVO 100 wird bis dahin nicht abgerissen sein. Sie dreht sich gleichzeitig um die grundsätzliche Frage, ob Autos, Lastwagen und Traktoren zukünftig elektrisch, mit synthetischen Kraftstoffen oder mit Wasserstoff betrieben werden sollen.”

Wir sind gespannt, welche Ergebnisse die Gemeinde in der nächsten Ausschusssitzung am 17.03 präsentiert! Die Grünen in Rheurdt sind sich jedoch einig: Der neue Kraftstoff HVO100 ist eine große Belastung für Klima und Umwelt und hat viele problematische Auswirkungen. Es ist enorm wichtig sich über die klimafreundliche Transformation des Verkehrssektors Gedanken zu machen. Wir Grünen stehen für eine sozial gerechte und wirksame Verkehrswende und versuchen weiterhin dafür zu kämpfen, aber HVO100 wird dabei nicht helfen.

Weitere Informationen und Kritik an dem neuen Biodiesel findet ihr auf der Seite des Umweltbundesamts:

Diesel aus biogenen Rest- und Abfallstoffen: Fragen und Antworten | Umweltbundesamt

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