Klimaschutz

Klimaschutz

Was hat Rheurdt mit dem Klimawandel zu tun?

Mit dem Wort Klimawandel assoziieren viele Menschen Katastrophen auf anderen Kontinenten und vermeintlich wenig einschneidende Veränderungen in Deutschland, wie z. B. die Ausbreitung südlicherer Weinsorten oder die Umstellung der Sportaktivität von Abfahrtski auf Wasserski.

Bliebe es bei den Zielen von Paris, steuert der Planet auf knapp 3 Grad mittlere Erwärmung zu. Schon bei 2 Grad Erwärmung so Klimaforscher- wären die Auswirkungen kaum beherrschbar.

Vor allem höhere Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und steigende Meeresspiegel lassen den Niederrhein nicht unberührt. Nach bisherigem Kenntnisstand wird der Klimawandel uns am schwerwiegendsten durch den Meeresspiegelanstieg, Extremwettersituationen, die Gletscherschmelze und Hochwasser an Flüssen treffen.

Der Meeresspiegelanstieg wurde als reale Konsequenz der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung in den vergangenen Jahren bereits nachgewiesen. Abschließende Aussagen über sein zukünftiges Ausmaß lassen sich zwar noch nicht treffen, eindeutig ist aber, dass der Anstieg die Küstenregionen weltweit stark gefährden werden. Nach heutigem Erkenntnisstand ist bis 2100 mit einem Meeresspiegelanstieg von bis zu 1,4 m im globalen Mittel gegenüber dem Niveau von 1990 zu rechnen. Das würde Hamburg, Bremen und die halben Niederlanden unter Wasser setzen. Manche Szenarien gehen bis zu 66 Meter Meereserhöhung. Bei 30 Metern läge der östliche Teil von Rheurdt im Wasser (http://flood.firetree.net/?ll=48.3416,14.6777&z=13).

In Rheurdt wird der Klimawandel vor allem mit Wetterkapriolen, Ernteausfällen, aber auch neuen Gesundheitsrisiken begleitet. Drei exotische Mückenartenrten haben es bereits in unsere Breiten geschafft. Eine davon ist die Tigermücke, die das Denguefieber übertragen kann. Eine andere Mückenart ist die Malariamücke. Früher hätten sie die kalten Winter hier nicht überlebt, jetzt könnten sie Tropenkrankheiten nach Rheurdt bringen. Auch die Zecken mit den Frühsommer-Meningo-Enzephalitis-Viren (FSME) werden von milderem Wetter profitieren und zu uns wandern können.

Das Eindringen gebietsfremder Arten an den Niederrhein erschwert Wald- und Forstwirtschaft ebenso wie unsere Landwirtschaft, denn so genannte Schädlinge dominieren in zuvor unbetroffenen Regionen und richten durch Zerfraß gravierende Waldschäden und Missernten an. Wespenspinne, Dornfingerspinne, Robinien und Schmetterlingsstrauch fühlen sich zunehmend am Niederrhein wohl.

Die Verschiebung der Klimazonen beeinträchtigt nicht nur die natürlichen Ökosysteme, sondern auch die Landwirtschaft. Unsere Landwirte könnten gezwungen werden, andere Getreidesorten oder sogar völlig andere Produkte anzubauen bzw. Gebiete nicht länger landwirtschaftlich zu nutzen. Hier würde der Winterweizen eher von den wärmeren Temperaturen profitieren. Anderen Sorten wie Mais wird der Klimawandel dagegen zu schaffen machen und die Ernteaussichten verschlechtern. Schon heute beginnt in NRW die Apfelblüte neun Tage früher als in der vorindustriellen Zeit.

Das Risiko des Auftretens von Hitzewellen hat sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits vervierfacht. In Deutschland forderte die Hitze 2003 ca. 7.000 Menschenleben, in Frankreich waren es sogar knapp 15.000 und in Europa insgesamt ca. 30.000 Menschen. Gefährdet sind bei Hitzewellen besonders unsere alten und kranken Menschen, Säuglinge und Kleinkinder.

Tornados kennt man eher aus dem mittleren Westen der USA, doch treten Tornados von geringerer Stärke auch jetzt in Deutschland auf. Sie konzentrieren sich laut Statistik auf Nordwestdeutschland und dem Rheingraben.

Die wahrscheinlich im Winter stark zunehmenden Niederschläge in Süddeutschland nähren den Rhein, was auch am Niederrhein in Kombination mit vermehrter Gletscherschmelze zu häufigeren Hochwassersituationen führen könnte. Diese werden aber abnehmen, sobald die Alpengletscher weitgehend geschmolzen sind und den Rhein nicht mehr mit Schmelzwasser speisen – also schon in zwei Jahrzehnten. Daraufhin droht dem Rhein Niedrigwasser, was für uns Nutz- und Trinkwasserknappheit bedeutet und die Schifffahrt einschränkt, wie schon bei den Hitzewellen der letzten Jahre beobachtet. Problematisch für eine Anpassungsstrategie ist, dass zunächst vor allem verstärkter Hochwasserschutz, später dann in erster Linie Anpassung an Niedrigwasserstände notwendig sein könnte.

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass die 100 Millionen Menschen, die heute in Gebieten unterhalb des Meeresspiegels wohnen, durch den stetigen Anstieg des Meeresspiegels heimatlos werden. Hinzu kommen noch die Millionen Menschen, die wegen Dürre und Trockenheit ihre Heimat verlassen werden. Daraus entsteht eine riesige Wanderbewegung in besser gestellte Regionen, wie auch zu uns.

Den Klimawandel zu stoppen bedarf es deutlicher Maßnahmen, die sofort umsetzbar wären. Wir können durch Abschalten von Braun- und ineffizienten Steinkohlekraftwerken, dem energischen Ausbau von Erneuerbaren Energien und anderen Maßnahmen bis zu 91 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Im Verkehrsbereich könnten durch Tempolimit, Ausbau von Schienen- und Radverkehr, effizienteren Motoren bei PKW und Flugzeugen bis zu 21 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. Auch unsere Haushalte können durch Einsatz von stromsparenden Geräten bis zu 21 Millionen CO2 einsparen. In der Landwirtschaft, im Umweltschutz können durch eine deutliche Ausweitung von ökologischer Landwirtschaft, die Verminderung vom Gülleeinsatz und einer konsquenteren Abfall- und Kreislaufwirtschaft weitere 29 Millionen CO2 verringert werden.

Wenn es gut geht, werden wir in einer Solargemeinde ohne Abgas- und Lärmbelästigung leben. Wir fahren dann emissionsfrei per Fahrrad, E-Bike, Ökobahn und Sonnenstromauto. Eine intelligente Klimapolitik, eine CO2-arme Energieerzeugung mit einem durchgreifenden Urwaldschutz könnte die Erderwärmung auf 2 Grad begrenzen.

Es muss gut gehen, weil wir keinen Planeten B haben. Das Ringen um jeden Zehntel weniger Erderwärmung ist dringend angesagt. Der Name „Rheurdt – das Öko-Dorf“ ist eine Verpflichtung.

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